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Samstag, 27. Juni 2015

R I O – D E – J A N E I R O


Die Stadt, über die Christo Tag ein, Tag aus wacht und sie beobachtet. Jene Stadt, in der die Berge so süß wie »Zucker« sind.
Eben diese Stadt, die schon seit Jahrzehnten Postkarten ziert und zu Liedern inspiriert, sollten wir nun erstmal auf ihre eigene, ganz besondere Art erleben. Fern von Touristenglanz und Fassadenglimmer, bewegten wir uns auf sämtlichen Straßen von Rio, unterwegs auf den Spuren einer Truppe von Straßenpoeten über die wir hier einen Dokumentarfilm drehen.

»Gosta de Poesia?«

Das Leben auf der Straße ist rau und schmutzig, doch gleichzeitig ist es frei. Die Poeten, die ihre Poesie ohne Vorgaben und Einschränkungen eines Verlages auf der Straße verkaufen, sind unabhängig. Das ist für sie ein so wertvolles Gut, dass sie es in Kauf nehmen, im Extremfall nicht zu wissen, wo sie schlafen werden, wo sie essen werden und wie die nächsten Tage aussehen. In Brasilien, einem Land, in dem so viel überwacht wird und man so wenig Macht gegenüber den Behörden und der Korruption hat, ist diese Art des Lebens für die Poeten ein Weg sich so auszudrücken wie sie wollen und ein Stück weit frei zu sein. Die kleinen »Zines« (Heftchen) dienen ihnen dabei als Kommunikationsmittel ihrer Kunst und Inhalte. Diese stellen sie selber aus Texten und Zeichnungen her, vervielfältigen sie in einem Copie-Shop um die Ecke und bieten sie vor dem Kulturzentrum Banco do Brasil, im Zentrum von Rio den Leuten an. »Gosta de Poesia?«. Mögen Sie Poesie? Damit werden die Vorbeieilenden angesprochen, in ein Gespräch verwickelt und bei glücklichem Geschäftsabschluss kaufen sie ein Zine zu dem für sie angemessenen Preis. Oft endet dieser Spruch leider auch im leeren und die Eile der Menschen und das Desinteresse an etwas Eigenem, Unkonventionellen, Freiem siegt gegen die Straßenpoesie.
Diese Art zu leben begleiten wir nun und erleben sie selbst ein Stück weit mit. Auch wir stoßen dabei manchmal an unsere Grenzen und werden mit Problemen konfrontiert, die uns gänzlich unbekannt waren und beginnen Brasilien, und die vielen Probleme welche der Alltag in der Gesellschaft mit sich bringt, besser zu verstehen.
Mit unserer Kamera dokumentieren wir die typischen Bewegungen der Poeten, die Orte, die sie täglich bevölkern und sie zu ihren Gedichten inspirieren. Es bedarf immer wieder viel Ausdauer, die Inhalte, in portugiesisch, zu verstehen und abzuwarten was als nächstes passiert. Wir finden uns daher auch in einer Rolle wieder, in der wir ein gutes Stück unserer eigenen Verantwortung und Kontrolle abgeben müssen und abwarten wohin uns der Weg der Poeten als nächstes führen wird und was uns dort neues erwartet…


Nelsinio und Paulinho vor dem Eingang des CCBB (Centro Cultural Banco do Brasil).