Nach einem schweren Abschied von der Trauminsel Floripa, die selbst bei Brasilianern ganz oben auf der Reiseliste steht, fuhren wir durch die Nacht in das morgendliche leergefegte Caxias do Sul, dem Ort, an dem wir nun vier Monate verbringen sollten.
Wenn
man reist, ist man es gewohnt das Gewicht seines ganzen Lebens in
Form eines Backpacks auf den Schultern zu tragen und hat dabei die Sicherheit, nie zu lange an einem Ort zu verweilen und
somit der Gefahr des Stillstandes und des Alltages zu entkommen.
Nicht so in Caxias, da dies der erste Ort im Ausland sein wird in dem
wir uns einen Alltag aufbauen müssen. Daher sind wir mit einem sehr
kritischen Blick und leichter Melancholie in dieser Stadt angekommen.
Unser
erstes Zuhause hier, war das von Couchsurfern, die sich bemühten,
uns den Einsteig in das Land, die Leute und die Stadt so leicht wie
möglich zu machen.
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CAXIAS
Das brasilianische Pendant zu Saarbrücken.
Willkommen zu Hause
Das brasilianische Pendant zu Saarbrücken.
Willkommen zu Hause
Als
wir im Vorhinein die Stadt in Reiseführern versuchten
kennenzulernen, wurde sie nirgends eines Eintrages gewürdigt. Daraus
schlossen wir, dass wir es hier mit einer Stadt zu tun haben werden,
die es nicht wert ist, erwähnt zu werden und mit kaum spektakulären
Sehenswürdigkeiten oder Ähnlichem bestechen wird.
Wir
leben hier in einer Stadt, deren Straßen wie auf Karopapier gemalt
wurden, und dessen Papier durch die steilen Hügel dazwischen
gewellt wird. Die hohen und noch höheren Häuser, die diese Straßen
säumen, haben graue Fassaden und spiegeln den Glanz von Abgasen und
alten 50er Jahre-Bauten wieder. Die Stadt ist nicht sonderlich
attraktiv und sprüht auf den ersten Blick wenig Kreativität oder
Jugendkultur aus. Eine Erklärung für diese Dinge gibt die
Geschichte der Stadt, denn Caxias ist verhältnismäßig jung. Sie
wurde erst 1890 von italienischen Einwanderen gegründet, was heute
noch der viele Wein, der hier angebaut wird, verrät. Nach alten
prunkvolle Gebäuden oder historischen Plätzen kann man hier also
lange suchen. Dennoch gibt es Orte, die uns auf Anhieb versprachen
Geschichten zu erzählen und mehr Inhalt zu besitzen als der äußere
Schein zugibt.
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Universidade
Zusammen
mit der Frage, ob wir uns in dieser Stadt jemals wohl und ein Stück
zu Hause fühlen werden, paarte sich die Sorge unseres universitären
Ausflugs. Im Vorhinein befürchteten wir, wegen mangelnder
Information seitens der Uni, hier gar nicht erwartet zu werden und
letztendlich als blinde Passagiere zu studieren.
Freitag
war dann jedoch jener Tag, an dem sich diese Befürchtungen in Luft
auflösten. Der Tag des Kennenlernens für die Austauschstudenten.
Neue Uni, neue Menschen, neue Sprache.
Obwohl
… im Allgemeinen erwartet man von solch einem Treffen für
Austauschstudenten, die gerade neu in einem Land angekommen sind,
dass die Informationen in einer universell verständlichen Sprache,
sprich Englisch, vermittelt werden. Dort allerdings durften wir gleich in den
Genuss des reinen und schnellen Portugiesisch kommen und uns promt
den anderen Austauschstudenten auf eben dieser Sprachen vorstellen.
Fast schon ironisch dabei war, dass die Ankündigung für einen im
Semester stattfindenden Portugiesisch-Sprachkurs, auf portugiesisch
gegeben wurde.
Dennoch
führte uns dieser Tag mit einem Schlag in das caxiensische
Sozialleben ein, denn wir lernten auf einmal so viele nette,
hilfsbereite und interessierte Menschen kennen, die uns direkt zu
einem Openair-Konzert mitschleppten. Stück
für Stück wurde Caxias interessanter und schöner für uns. Die
tägliche Bekanntschaft von neuen Leuten und einheimischen Studenten, die ihre Stadt von der Besten Seite
zeigen wollen, ließ unsere Meinung und unser Gefühl sehr schnell
ins Gute kippen und wir lassen den Alltag mehr und mehr zu.
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